Freitag, 29. Juni 2012


Der Guadua Bambus 
Guadua angustifolia:

Guadua angustifolia, Syn.: Bambusa guadua Bonpl. ist eine im Nordwesten Südamerikas, in Kolumbien, Ecuador und Venezuela, beheimatete baumartige Bambus-Art, die 1822 durch den Botaniker Karl Sigismund Kunth benannt wurde. In Kolumbien werden 51.000 Hektar von Guadua angustifolia bedeckt, davon 5.300 Hektar durch Guadua-Plantagen. Sie ist eine der dicksten und härtesten Bambus-Arten überhaupt.

Guadua als Pionierpflanze:
Guadua hat eine erstaunliche Toleranz gegenüber sauren (ph 4.2) sowie auch nährstoffarmen Böden. Sie deckt einen weiten Rang an Niederschlägen, verträgt häufige Überflutung der Wurzeln, bevorzugt aber gut drainierte Flussufer. Diese Pflanze wächst praktisch überall.

Beschreibung:
Der Guadua-Bambus erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 25 (30) Metern mit Halmdurchmessern von durchschnittlich 11 cm. Die Wandstärke beträgt im unteren Bereich des Halms 30 bis 35 mm, in höheren Bereichen 10 mm. Die Halme sind charakterisiert durch eine weiß behaarte Zone am Nodium und durch dornige Zweige.

Anbau:
Der Guadua-Bambus wird in Höhenlagen zwischen 400 und 2000 m bei einem
Mindestniederschlag von 1300 Millimeter pro Jahr und einer Umgebungstemperatur von 18 bis 20°C angebaut. Er wächst in den ersten 120 Tagen im Durchschnitt 10 Zentimeter jeden Tag und erreicht nach sechs Monaten seine maximale Höhe. Frühestens drei Jahr nach dem Anbau, üblicherweise nach vier Jahren kann mit
Der Bewirtschaftung begonnen werden. Bei der Ernte führen die dornigen Zweige häufig zu Verletzungen. Beim Schnitt ist darauf zu achten, dass das Wasser sich nicht in dem übergebliebenen Stück ablagert und die Pflanze zu faulen beginnt.
Bei einem täglichen Wachstum von 10 bis zu 15 cm erreicht ein Halm eine tägliche
Biomasse-Zunahme von etwa 500 cm³. Je Hektar können ca. 6000 Halme gezogen werden. Bei einem jährlichen Zuwachs von 700 Halmen je Hektar ergibt sich eine Zunahme der Biomasse von 60 m³ je Jahr und Hektar. Bei einer durchschnittlichen Dichte von 0,5 bis 0,6 g/cm³ entspricht das einer Masse von 30 Tonnen. Ein Hektar trägt etwa eine Biomasse von etwa 1100 m³ bzw. 600 Tonnen.

Nutzung:
Guadua gilt als die in Südamerika meistgenutzte Art aus der Bambusfamilie. Aufgrund der Hohlräume ist es ein leichter und elastischer und doch stabiler Rohstoff.
Guadua-Bambus wird vor allem in Kolumbien und Ecuador für den, auch mehrstöckigen,
Hausbau und Brückenbau aber auch für den Gerüstbau verwendet. Nach dem Erdbeben von 1999 in der Kaffeezone wurden viele zerstörte Häuser durch Bauten aus Guadua ersetzt, mit geringeren Kosten als für eine provisorische Zeltstadt. International bekannt sind Bauten der Architekten Simón Vélez, Oscar Hidalgo oder die Brückenkonstruktion des Architekten Jörg Stamm in Pereira. Außergewöhnlich war die aus Guadua gebaute Kirche Catedral Alterna Nuestra Señora de la Pobreza in Pereira, die aber dem Bau eines Parkhauses weichen musste. In Kolumbien wird Guadua angustifolia auch zur Papierherstellung verwendet. Andere Produkte aus Guadua-Bambus sind Möbel, Kunstgegenstände, Spielzeug, Musikinstrumente, u. a.
Guadua weist eine starke Resistenz gegen biologische Schädlinge auf. Dafür notwendig ist die gute Trocknung, die im Freien oder in Kammern erfolgt. Bei falscher Lagerung ist der Baustoff anfällig für Pilzbefall. Als Schutz gegen Schädlingsbefall wird das aus Japan
übernommene Räuchern der feuchten Halme eingesetzt, häufiger jedoch Tauchverfahren, die eine bessere Wirkung zeigen. Dabei werden die Halme mindestens fünf Tage in einer Bor-Lösung gelagert oder luftgetrocknete Halme in mineralischem Öl mit zugesetzten Insektiziden. Um die anfälligen inneren Bereiche zu tränken, werden die Internodien angebohrt oder die Nodien längs durchbohrt.


Ein Kilo trockenes Holz enthält folgende Gewichteverteilung
· 500 gr. Kohlenstoff
· 430 gr. Sauerstoff
·   60 gr. Wasserstoff
·  1.5 gr. Minerale (Bambus 2,6gr)
·  8.5 gr. Andere Elemente
Um eine Tonne Holz oder Bambus zu produzieren braucht es folgende Eingaben:
Input:
Kohlendioxyd  = 1851 kg.
Wasser   = 1082 kg.
Output:
Holz  = 1000 kg.
Wasser  =   541 kg.
Sauerstoff  = 1392 kg.


Blütenstand:
Die Zellen der Halme enthalten wie Bäume eine große Menge an Lignin und sind
entsprechend hart. Daher können die Halme große Wuchshöhen erreichen. Einige Arten erreichen riesige Dimensionen.

Blütenbildung:
Die meisten Bambusarten sind monokarpe Pflanzen und sterben nach der Blüte und der
Fruchtbildung ab. Sie blühen synchron periodisch, je nach Art alle 12 bis 120 Jahre.Da
die Pflanzen in einer Region gleichzeitig blühen, kann dieses Absterben von Pflanzen eine große Region betreffen. Das ist unter anderem in den 1990er-Jahren und 2006 in Europavorgekommen, wo Bambus als Gartenpflanze genutzt wird. Wegen der seltenen Frequenz ist die Blüte vom Bambus noch nicht eingehend erforscht, es ist z. B. noch nicht bekannt, wieso die Pflanze so selten blüht und was sie zum Blühen anregt. Es wird angenommen, dass die seltene und großflächige Blüte dazu beiträgt, die Samen zu erhalten, da sich keine Tiere auf ihren Verzehr spezialisieren können.

Bedeutung als Nutzpflanze:
Weltweit bedeckt Bambus eine Fläche von ca. 37 Millionen Hektar, davon etwa sechs
Millionen in China und neun Millionen in Indien. Je Hektar können 10 bis 15 Tonnen
Biomasse pro Jahr nachhaltig gewonnen werden. Belastbares Zahlenmaterial zu Flächen und ökonomischer Bedeutung liegt jedoch nicht vor, unter anderem da die Nutzung häufig lokal erfolgt. Zudem wird Bambus von forstwirtschaftlichen Produktionsstatistiken in der Regel nichterfasst. Verwendung Bambus ist ein bedeutender, schnell nachwachsender Rohstoff. Vor allem in Asien hat er große ökologische, ökonomische und kulturelle Bedeutung für etwa 1,5 Milliarden Menschen bilden Bambus und seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten eine
Lebensgrundlage. Das verholzende Riesengras ist seit Jahrhunderten regionaler Lieferant von Baustoffen und Brennmaterialien. Das Spektrum der Anwendungen reicht dabei von der Verwendung als Nahrungsmittel über die Nutzung als Baumaterial für den Möbel- und Hausbau, die Produktion von Textilien und Biowerkstoffen bis hin zur Nutzung von Pflanzenauszügen(Bambusmilch) bei der Herstellung von Kosmetik- und Pflegeprodukten. Auch energetisch wird Bambus genutzt, beispielsweise in Form von Bambuspellets oder Bambus-Holzkohle, die aus Bambus hergestellt werden.

Lebensmittel:
Die Nutzung als Lebensmittel betrifft vor allem die jungen Schösslinge des Bambusrohrs,
die als Gemüse genossen oder in Essig eingelegt werden. Besonders die Gattungen Bambusa, Dendrocalamus und Phyllostachys sind für den Verzehr geeignet. Frisch geerntete Bambussprossen haben ein sehr festes, hellgelbes Fleisch mit schmalen Luftkammern in der Mitte der Sprosse. Sie werden gewonnen, indem sie aus dem Boden ausgegraben werden und sind mit mehreren sehr festen, haarigen und dunkelbraunen Blättern umgeben, die vor dem Kochen entfernt werden. Bambussprossen werden vorwiegend aus Asien und Lateinamerika importiert. In Europa werden sie nur in Italien angebaut. Sie werden auch vorgekocht und abgepackt zum Verkauf angeboten. Die Schösslinge enthalten ein Toxin (Blausäureglykosid),
das durch Kochen neutralisiert werden muss. Da viele Bambusarten auch Bitterstoffe
enthalten, sollten diese ebenfalls durch Kochen neutralisiert werden. In Japan werden
Bambussprossen z. B. zusammen mit dem Mehl gekocht, das beim Polieren von Reis entsteht und vor allem die äußerenSchichten des Reiskorns enthält. Eingelegte Bambussprossen werden Achia oder Atchia genannt. Auch das haferähnliche Korn des Bambus ist essbar. Tee enthält vor allem Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Proteine, Fette, Mineralstoffe und Vitamine. Angeblich soll er helfen, Migräne vorzubeugen. Wirtschaftlich erfolgreich ist der Einsatz von feinem Bambuspulver als Zuschlagstoffe für Lebensmittel. Sie sind geschmacksneutral bei einem Ballaststoffgehalt von über 98 %. Diese Bambusprodukte bieten sowohl die ernährungsphysiologische(z.B. Ballaststoffanreicherung, Kalorienreduktion) als auch die technologischen (z. B. Texturverbesserung, Wasserbindung) Vorzüge von Ballaststoffkonzentraten und lassen sich daher vielseitig in der Produktentwicklung einsetzen. Zwar ist ihr Einsatz in Deutschlandnicht zugelassen, insbesondere in den USA und Kanada sowie im Asiatischen Raum werden sie aber für verschiedene Nahrungsmittel und Ergänzung mittel genutzt, beispielsweise in Fruchtsäften sowie in Gewürzen, Tabletten, Backwaren und Soßen.

Gartenbau:
Winterlicher Kälteschutz aus Bambusstäben (Japan)In der chinesischen Gartenkunst ist der Bambus ein wesentliches Gestaltungselement. Auchin europäischen Gärten wurde der Bambus in den letzten Jahren immer beliebter. Dabei kann Bambus u. a. als Hain, Hecke, Bodendecker, Terrassen- und Innenhofbegrünung, Sicht- und
Windschutz, für Dachgärten, alsKübelpflanze oder Wintergartenbegrünung eingesetzt werden und istgestalterisch vielseitig einsetzbar. Bambus ist eine immergrüne Pflanze. 80 Prozent aller in Deutschland angebotenen Bambussorten(insbesondere Fargesia, Phyllostachys) sind robust und verkraften kurzzeitig Temperaturen bis 20 °C.

Baustoff:
Bambus ist ein leicht verfügbarer und zugleich hochwertiger Rohstoff.
In vielen Eigenschaften ist Bambus den Harthölzern ebenbürtig und in seiner Zähigkeit dem Holz sogar überlegen; durch die Hohlräume ist Bambus extrem leicht und elastisch. Während Bambus in Asien oft als Holz der armen Leute gilt, ist es in Europa ein exklusiver Werkstoff für die Innenausstattung. Die größte Bedeutung hat Bambus traditionell als vielseitiger Baustoff. Die Verwendung reicht von temporären Bauten und dem Hausbau über den Möbelbau bis hin zu technischen Konstruktionen wie Brücken. Als konstruktives Baumaterial sind maßhaltige Bambusstangen mit einem der Anwendung entsprechenden Durchmesser erforderlich. Um die häufige Rissbildung zu minimieren, muss das altersgerecht geerntete Material zeitaufwändig und schonend getrocknet werden. Je nach Verwendung wird das Rohr zu Streifen geschnitten (was auch die Rissbildung minimiert),geschliffen, weiterverarbeitet und gegebenenfalls oberflächenbehandelt.Aus dem zähen, leichten und sehr harten Holz werden traditionell Häuser gebaut, die Nutzung geht mit der modernen Bautechnik allerdings deutlich zurück und vor allem in Städten finden sich heute kaum noch Gebäude in Bambusbauweise. Früher wurden ganze Dörfer nur aus Bambus gebaut, und der größte Teil der Hauptstadt von Siam schwamm auf Bambusflößen. Auch Brücken und Wasserleitungen wurden aus Bambus gebaut, sowie Gerüste und Straßen. Für die
Nutzung als Baustoff ist es allerdings notwendig, dass der Bambus
vor seiner Verwendung behandelt wird, um ihn gegen Pilze und Insekten resistent zu
machen. Während diese Vorbehandlung bisher vor allem chemisch stattfand, werden derzeit auf Borsalz basierende Lösungen entwickelt. Bei der Verwendung von Bambus als Baustoff ist es wichtig, dass er vor Feuchtigkeit geschützt wird. Dies geschieht dadurch, dass dasGebäude nicht auf dem Boden, sondern einem feuchtigkeitsresistenten Unterbau (Steine oder Betonsockel) steht und dass ein auskragendes Dach den Bambus gegen Feuchtigkeit schützt. In erdbebengefährdeten Gebieten (beispielsweise in Indonesien) zeigt sich, dass Bambushäuser den Erdstößen wesentlich besser gewachsen sind als Backsteinhäuser.


Gebrauchsgegenstände:
Bambus wird traditionell auf vielfältige Weisen genutzt, um Möbel und
allerlei Hausgeräte herzustellen, unter anderem kunstvoll geflochtene Körbchen, Vorhänge, Dosen u. Ä. Aber auch andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs wie Hüte, Körbe und Reusen werden aus Bambus hergestellt. Darüber hinaus dient das lange, krause Geschabsel zum Polstern. Ein Span von keilförmigem Querschnitt, dessen scharfe Kante von der kieselreichen äußeren, ungemein harten Schicht gebildet wird, gibt ein sehr scharfes Messer, die gleiche Schicht dient auch als Wetzstein für eiserne Messer. In einer Bambusröhre, die dabei zwar verkohlte, aber nicht verbrannte, kochten die Javaner an einem Bambusfeuer junge Bambustriebe. In China wurden zu Rollen zusammengebundene Bambusstreifen als Schreibmaterial verwendet. Zerklopfter Bambussplint kann als Pinsel genutzt werden. Eine kletternde Art wird zu allerlei Flechtwerk, Säcken, ja selbst zu Jacken verarbeitet. Auch in Europa wurde Bambus zur Produktion von Stöcken (Pfefferrohr) und Regenschirmstielen genutzt, außerdem können Fahrräder aus Bambus hergestellt werden. In einigen Ländern und Regionen, zum Beispiel Java (Angklung), China oder Tahiti, werden auch Musikinstrumente aus Bambus hergestellt. In Japan wird Bambus vor allem benutzt, um Flöten wie die Shakuhachi oder Shinobue herzustellen. Auf Hawaii wird Bambus zur Herstellung eines flötenähnlichen Holzblasinstrumentes, des Xaphoons, genutzt. Es gibt jedoch auch Schlag- und Zupfinstrumente aus Bambus.Auch zu Waffen wurde Bambus verarbeitet: Blasrohre, Pfeilschäfte und Pfeilspitzen, Lanzen und Palisaden bestanden aus dem Material. In Japan wurden aus Bambus in einem komplizierten Prozess die Yumi (Bögen) der Samurai hergestellt. Ähnliche Bambusbögen werden auch heute in Japan und von fortgeschrittenen Schützen in Europa im Ky?d? verwendet. Mit Bambusspitzen bestückte Fallen und Fallgruben wurden noch im Vietnamkrieg
im 20. Jahrhundert durch die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams eingesetzt.
Auch im Kend? wird mit sogenannten Shinai, die ebenfalls aus Bambusstreben bestehen,
gekämpft. Matten, Körbe und Gefäße werden aus schmalen, furnierähnlichen Streifen
verschiedener Bambusarten geflochten. Mit Hilfe von Garnen können diese Streifen auch zu Bodenbelägenoder Jalousien verbunden werden; sie sind hart wie Holz und lassen sich wie ein Gewebe zusammenrollen.

Werkstoffe:
Bambus-Stäbchenplatte naturbraun
Bambus-Stäbchenplatte hell Einen bedeutenden neuen Markt für Bambus-Erzeuger nehmen die Plattenwerkstoffe ein. Die Produkte sind nur etwa halb so teuer wie die konkurrierenden Holzwerkstoffe. Wegen seiner hohen Stabilität und Festigkeit ist Bambus ein idealer Werkstoff für verleimte Platten und Grobspanplatten (OSB; Oriented Strand Board). Seit vielen Jahren wird Bambus-Sperrholz produziert. Es wird in großen Mengen zur Beplankung von LKW eingesetzt. Im konstruktiven Ingenieurbau werden derzeit neue Wege in puncto Erdbebensicherheit mittels Bambuselementen beschritten. Temporäre Bauten und filigrane Konstruktionen werden trotz strenger baurechtlicher Vorgaben zunehmend häufiger realisiert. Geringes Gewicht bei zugleich hoher Zugfestigkeit sind bei allen High-Tech-Anwendungen die technisch und wirtschaftlich kaum kopierbaren Pluspunkte des Bambus. Bambusparkett ist seit etwa 20 Jahren auf dem Markt erhältlich. Das Bambusrohr wird dazu der Länge nach gespalten und die Streifen werden zu Platten verleimt. Die Nachfrage nach solchem Parkett ist auf Grund der guten gestalterischen und technologischen Eigenschaften weltweit angestiegen.
Eine Weiterentwicklung stellt Parkett aus verdichtetem Bambus mit einem Harzsystem als Bindemittel dar, ein strapazierfähiges Material mit vergleichsweise hoher Dichte von 1.100 kg/m3 (Bambusrohstoff: 600?800 kg/m3) und optisch reizvoller Oberfläche.

Das Produkt wird als Alternative zu tropischem Hartholz bei Parkett und Terrassenboden belägen angeboten.
Bambus lässt sich auch gut mit anderen Werkstoffen kombinieren. Als hochwertige Fasern mit einem günstigen Längen-Dicken-Verhältnis wirkt Bambus verstärkend, beispielsweise in Kombination mit Kunststoffen, als Schleifstaub (z. B. Reststoffe der Plattenfertigung) wirkt er versteifend in Verbundwerkstoffen. Die Zugabe von Naturstoffen soll zudem zu einem stabileren, erdölunabhängigeren Preis der Kunststoff-Compounds führen. Verbundwerkstoffe mit Bambusanteil sind seit einigen Jahren erfolgreich am Markt eingeführt; in Asien werden sie unter der Bezeichnung Wood-Plastic-Composites (WPC) gehandelt. In den USA und Europa allerdings werden unter dieser Bezeichnung gewöhnlich mit Nadelholzfasern gefüllte und verstärkte Verbundwerkstoffe verstanden. Für speziell aufbereitete Bambusfasern, besonders in Kombination mit Biokunststoffen, werden in derzukünftigen Werkstoffentwicklung erhebliche Marktchancen gesehen. Auch in Beton können
größere Mengen Bambusfasern als preiswerter Zuschlag und Faserverstärkung eingesetzt werden, wie Versuche in Asien und Europa zeigen. Der Markt für derartige innovative Biowerkstoffe verzeichnet Wachstumsraten von jährlich bis zu 50 Prozent. Zellstoff und TextilienBambus enthält nur 2-3 mm kurze Zellulosefasern, die daher nicht spinnbar sind. Die heute vielfach aus Marketinggründen als ?Bambus-Textilien? (woven bamboo) angebotene Bekleidung, vor allem Strümpfe, besteht aus Viskosefasern. Hierbei dient Bambus lediglich als Rohstoff für die daraus in einem chemischen Prozess gewonnene und zur Viskosefaser weiterverarbeitete Cellulose. Neben Bambus können beispielsweise auch Buche, Birke, Kiefer, Fichte, Pinie oder Eukalyptus als Celluloserohstoff für die Viskosefaserherstellung verwendet werden. In der Regel liegt bei der Bezeichnung Bambus-Textilien daher eine Irreführung der Verbraucher vor. Daneben gibt es Textilien aus der echten Bambus-Bastfaser. Die Bambus-Bastfaser wird einem mit der Leinenfasergewinnung vergleichbaren Verarbeitungsprozeß unterzogen. Danach wird die Bambus-Bastfaser im Lang- oder Kurzstapelverfahren zu einem Garn versponnen.In China wurde historisch das meiste Papier aus dem Zellstoff junger Bambustriebe erzeugt. Bambus wird seit Jahrzehnten in erheblichem Umfang in der asiatischen und südamerikanischen Zellstoff- und Papierindustrie eingesetzt. Der Anteil des Bambus wirdzwar global gesehen und relativ zum Einsatz von Holz als rückläufig bewertet, denn der schnellwachsende Eukalyptus und die langfaserigen Kieferngehölze liefern wirtschaftliche
Vorteile für die Industrie, China wird dennoch vor allem auf Grund der riesigen
(Binnen-)Nachfrage und begrenzter Holzvorräte weiterhin auf Bambus setzen. Auf Jamaika wird sehr viel Bambusfaser für die nordamerikanische Papierfabrikation gewonnen.
Inhaltsstoffe Die moderne Biotechnologie ist ein wichtiges Standbein zur Sicherung der
Rohstoffbasis für die Chemische Industrie und die Pharmazie. Gerade in Zeiten der
Verteuerung erdölbasierter Produkte stellen komplexe, biobasierte Grundstoffe eine ökonomische Alternative dar.
Bambuskampfer (Bambuszucker, Tabachir) ist ein chemischer Grundstoff,
der sich als Konkretion aus der wässrigen Lösung in einzelnen Bambusarten entwickelt. Der Stoff bildetin den Internodien der Pflanze unregelmäßige, erbsengroße, weiß-gelbliche oder bräunliche, opalartig durchscheinende Ablagerungen. Sie können leicht in Handarbeit aus dem gespaltenen Halm gekratzt werden und stellen ein Zusatzeinkommen für Bambus-Besitzer dar. Bambuskampfer wird in der chinesischen Medizin auch als Poliermittel eingesetzt. Er wird in großer Menge in arabische Länder exportiert. Weitere chemische Grundstoffe, vor allem Flavonoide, werden aus den Bambusblättern gewonnen. Flavonoide kommen in vielfältigen Strukturen in praktisch allen Nahrungspflanzen vor. Die meisten Flavonoide sind an Glucose oder Rhamnose gebunden und wirken als Antioxidantien. Viele der Wirkfunktionen sind jedoch noch unerforscht, hier wird ein großes Potenzial gesehen. Vor allem die Kosmetikindustrie hat die Vorteile aufgegriffen und setzt flavonoidhaltige Pflanzenauszüge vermehrt in Antifalten- oder Sonnencremes ein, kombiniert mit Vitaminen. In Europa sind außerdem
Körperpflegeartikel(Duschgel, Seife, Badezusatz etc.) und Arzneimittel mit solchen
Inhaltsstoffen auf dem Markt.


Energetische Nutzung:
Bambus als Brennmaterial Holzkohle aus Bambus ist in Asien ein altbekannter Energieträger zum Kochen und Heizen und ein wichtiger Energieträger für die Industrie. China exportiert jährlich größere Mengen dieser Holzkohle nach Japan. Die hochverdichtete Bambus-Holzkohle hat eine zweieinhalbfach höhere Brenndauer als herkömmliche Holzkohle. Aus diesem Markt heraus werden seit einigen Jahren neue, höherwertige Anwendungen erschlossen, beispielsweiseFiltersysteme für die Industrie oder zur Wasseraufbereitung, desodorierende Mittel oder hochwertige Zeichenkohle. Bambus-Pellets sind nicht nur preislich eine konkurrenzfähige Alternative zu Brennholz: Bambus hat bei gleicher Rohdichte den dreifachen Energiegehalt.
Der globale Markt wächst rapide; die Nachfrage stieg allein in den Niederlanden und in
Großbritannien in zwei Jahren von null auf über eine Million Tonnen.     Das primäre
Verbrennen von Bambus wird jedoch ähnlich wie bei Holz kritisch betrachtet in der Regel bietet die stoffliche Nutzung, bzw. die Herstellung hochwertiger Produkte, eine
wesentlich höhere Wertschöpfung. Im Sinne einer Kaskadennutzung kann am Ende des
Produktlebens immer noch die thermische Verwertung stehen. Zudem beeinflussen Prozess- und Transportemissionen die Ökobilanz und die bei Biomasse grundsätzlich CO2-neutrale Verbrennung negativ. Im dörflichen Bereich gibt es oftmals keine Alternative zur Verbrennung, da die Bewohner auf kurzfristig verfügbares Material zum Kochen oder Heizen zugreifen müssen.

Kulturelle Bedeutung:
Dem Bambus werden verschiedene symbolhafte Bedeutungen zugeordnet. So ist er
beispielsweise in China ein Symbol für langes Leben, in Indien jedoch ein Symbol der
Freundschaft. Auf den Philippinen werden Bambuskreuze von Landwirten als Glücksbringer aufgestellt.In Japan ist Bambus ebenfalls ein positiv besetzter Begriff. Bambus wächst sehr gerade, und aufgrund seiner frischen grünen Farbe gilt er als Symbol der Reinheit. Er tritt als Symbol auch zusammen mit Kiefernzweigen und Pflaumenblüten auf. Die drei Pflanzen werden nicht nur als Glückssymbole eingesetzt, sondern auch, um wie z. B. bei Sushi verschiedene Preisstufen zu markieren (von unten nach oben: sh. Chiku. Bai. Kiefer. Bambus. Pflaume). Am Jahresende wird auf jeder Seite der Eingangstür ein Gebinde aus Kiefernzweigen und häufig auch Bambusrohren aufgestellt, das Glück bringen soll (kadomatsu).Da Bambus nur selten blüht und die Samen vorwiegend während Hungerzeiten gegessen wurden, wird die
Bambusblüte in manchen Kulturen als Vorbote einer Hungersnot interpretiert. In
einigen Kulturen Asiens, z. B. in den Andamanen, wird davon ausgegangen, dass die
Menschheit bei ihrer Entstehung aus einem Bambusrohr herausgetreten ist. In Malaysia gibt es eine ähnliche Legende von einem Mann der nach einem Traum einen Bambusrohr kappt und darin eine wunderschöne Frau vorfindet. Die Japanische Taketori Monogatari erzählt voneiner Mondprinzessin die als Baby in einem leuchtenden Bambusrohr vorgefunden wird.


Der wachsende Holzbedarf in China weckt das Interesse an alternativen Lösungen. Eine
mögliche Alternative zum Holz könnte der Anbau von Bambus sein, denn Bambus stellt eine nachwachsende Ressource dar, die in hervorragender Weise die Bedürfnisse von jungen, stark wachsenden Volkswirtschaften wie China befriedigt. Deshalb verwundert es nicht,dass die Regierung in Beijing die Bambusproduktion auf verschiedene Art und Weise fördert und ganz im Gegensatz zu den strengen Bestimmungen, die derzeit den Holzmarkt kennzeichnen, laufen die Bambusernte und der Handel mit diesem Rohstoff in China weitgehend unbeschränkt.

International ging der Waldbestand allein in den fünf Jahren zwischen 2000 und 2005 um rund 7,3 Mio. Hektar zurück. Ganz anders ist die Situation beim Bambus, denn Bambus ist auf dem Vormarsch und auch in China stiegen die Bambusressourcen von rund 3,8 Mio. Hektarim Jahr 1993 auf rund 4,2 Mio. Hektar im Jahr 2003. Dieser Trend fand in den vergangenen Jahren seine Fortsetzung. Für die Zeit zwischen 2005 und 2015 wird erwartet, dass rund 4 Mio. Hektar neu mit Bambus bepflanzt oder geerntete Felder wieder mit Bambus bepflanzt werden.

China ist eines der größten Anbauländer für Bambus und hat seine Produktion in den
letzten Jahren sehr stark ausgeweitet um der steigenden Nachfrage nach Holz mit einer
nachhaltigen Alternative begegnen zu können.

BamBoo


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